Über die Reise erschien auch ein Artikel in der Nürnberger Zeitung. PDF Download

Meine Reise nach Chocruz 2008
Eine einzigartige Reise –
„ nach Guatemala, ins „Land des ewigen Frühlings““ (jährlich ziemlich konstante Temperaturen von 20 – 25 °), ins Land der „Tag – und – Nacht – Gleiche“ über das ganze Jahr hinweg;“
„ nach Antigua, die alte barocke Stadt, die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört und – was den Tourismus betrifft – unserem Rothenburg o. d. Tauber vergleichbar ist;“
„ an den Atitlán-See, der in einer einzigartigen Bergwelt von über 3000 m hohen Vulkanen liegt;“
„ auf den noch aktiven Pacaya-Vulkan, aus dessen Seitenkrater die heißen Lavamassen hervor- quellen.“
Einfach nur großartig!
„Aber davon will ich nicht weiter berichten, denn vor allem ging es mir ja bei dieser von mir finan- zierten Reise um den Besuch unseres Schulprojektes in Chocruz im Hochland von Guatemala (wer in Google Earth nachschauen will, findet es unter den Koordinaten 15°01’07.N / 91°26’07 W). Vier Tage konnte ich dort sein, und was ich erlebt und erfahren habe, dass kann ich alles in einem so kurzen Bericht gar nicht niederschreiben. Ich war nur begeistert!“
„Freilich: die Armut springt dich in Guatemala aus allen Poren, Ritzen und Fasern an: barfuss oder ganz schlechtes Schuhwerk (auch und gerade bei den Kindern), armselige und kleine Hütten, Well- blechdächer, gestampfter Fußboden, schwerste Lasten – von den Frauen auf dem Kopf getragen, von Männern und Kindern mit der Stirne fixiert und auf dem Rücken getragen …“
„Und inmitten dieser Bedürftigkeit hat man das Gefühl, dass in Chocruz ein kleines Paradies ent- standen ist. Man kann es an der Begeisterung und Freude der Kinder sehen, an ihrer Lebendigkeit, ihren großen strahlenden Augen, ihrer Offenheit, ihren lachenden, oftmals dreckigen und doch so fröhlichen Gesichtern, ihrer Heiterkeit und Herzlichkeit – und man vergisst darüber fast die Armse- ligkeit, in der sie leben.“
„Jeden Morgen, wenn sie um 7.30 Uhr zur Schule kommen, erhalten sie einen Teller mit einer war- men Haferflocken-Milch-Suppe. Denn dort oben auf ca. 2500 – 2700m Höhe ist es wie überall in der Nacht wesentlich kälter als am Tag; vielleicht hatte es in diesen Tagen um die 10° und ohne Heizung kann da eine Nacht schon sehr lange werden. Jedenfalls kommen die Kinder verfroren in die Schule, und eine warme Suppe zu Unterrichtsbeginn lässt einen die kalte Nacht leichter verges- sen – auch wenn ein Erwachsener meinte, dass man ja an diese nächtliche Kälte gewöhnt sei und es den Kindern nicht viel ausmache.“
„Dann geht die Schule los: eine Vorschulklasse (25 Kinder) und sechs Grundschulklassen werden unterrichtet, wobei in der 1. Klasse der Schulraum mit 33 Kindern mehr als voll ist und der junge Lehrer mit so vielen quicklebendigen Kindern es besonders schwer hat. In der Vorschule und in der“
„l. Klasse der Grundschule muss zudem der Unterricht hauptsächlich in der Maya-Sprache Quiche gehalten werden, da die Kinder kaum Spanisch können. Die Klassenräume sind einfach ausgestat- tet, aber groß genug. Wenn es regnet (was ich zweimal erlebt habe), müssen die Lehrer mit beson- ders lauter Stimme unterrichten, da die auf das Wellblechdach fallenden Tropfen den Eindruck ma- chen, als würde ein heftiges Gewitter über die Schule ziehen.“
„Um kurz nach 12 Uhr endet die Schule und nun stehen annähernd 180 Kinder mit ihren Töpfen und Tellern zum Mittagessen an, das während der Zeit des Vormittagsunterrichtes in der Küche von zwei Frauen angerichtet wurde. Manchmal gibt es ein Brötchen dazu; diese werden etwa zwei- mal in der Woche in der alten Backstube (hier liegen ja die Anfange der Schule) gebacken. Manche Kinder nehmen ihr Essen mit nach Hause, andere essen auf den Stufen vor der Schule oder in ihren Schulräumen. Ich habe schon den Eindruck, den Kindern die Freude an dieser mittäglichen Mahl- zeit ansehen zu können.“
„Am Nachmittag findet der Unterricht der 1. – 3. Klasse der Basico-Stufe statt. Diese Stufe baut auf der sechsklassigen Grundschule auf und vermittelt neben weiteren theoretischen Kenntnissen auch praktische Fähigkeiten wie z. B. Schreibmaschineschreiben, Handarbeit und das Spielen eines Mu-“
„sikinstrumentes (meistens Flöte). 25 Schüler/innen besuchen diesen Unterricht, für den sie monat-“
lich 20 Quetzales (= ca. 2 €) zu entrichten haben.
„Für jeden Tag ist ein Reinigungsdienst für Sauberkeit und Ordnung im Schulgebäude eingeteilt, wobei es für die Lehrer ganz selbstverständlich ist mit anzupacken.“
„Nun sind die Schüler/innen wieder daheim, müssen ihre Hausaufgaben machen und wahrscheinlich auch zuhause mitarbeiten. Die Dunkelheit bricht bereits um 18 Uhr herein, und ich bin mir nicht sicher, ob alle Häuser Strom haben. Und wie gesagt: die Nacht ist lange, um 6 Uhr beginnt es hell zu werden.“
„Am nächsten Tag beginnt der Schulalltag wieder von vorne. Nur so, also indem man regelmäßig die Schule besuchen kann, ist es möglich, aus dem verhängnisvollen Kreislauf der Armut he- rauszukommen. Über die Hälfte des guatemaltekischen Volkes gehören der der indigenen Gruppe der Mayas (also der Urbevölkerung) an, und von diesen sind wiederum mehr als die Hälfte Analphabeten. Immer wieder kann man es hören, dass die Verantwortlichen in Staat und Regierung viel zu wenig für die Mayas tun. Und deshalb ist unser Projekt in Chocruz von ganz besonderer Bedeutung! Wirklich ein Paradies, aber ein Paradies, das weiter gepflegt und gehegt werden muss! Der Sportplatz ist ein wahres Kleinod und wird fleißig genutzt. Die Werkhalle ist fertig gestellt (auf Google Earth ist sie noch nicht zu erkennen). Solange wir keine Werkzeuge und Maschinen zur Erlernung von handwerklichen Tätigkeiten haben, wird sie von Schülern und Lehrern als Aula, als Festsaal verwendet. Am Valentinstag (14. Febr.) durfte ich ein großes Fest für alle Freunde und Förderer in Deutschland, für die ich gleichsam stellvertretend anwesend war, erleben. Über einige Aspekte möchte ich Sie noch informieren:“
„1. Der Direktor der Schule bat für seine Kollegen und Kolleginnen um eine Gehaltserhöhung von 15 %. Seit 4 Jahren bekommen sie umgerechnet etwa 175 € monatlich, und in dieser Zeit hat sich z. B. der Eierpreis, einem Grundnahrungsmittel in Guatemala, verdreifacht. Wir, d. h. Diemo Hänsler und ich in Vertretung unseres Vereins in Deutschland, haben dem zugestimmt (mit der Variante 10 % in diesem und 5 % im nächsten Jahr) und gemeint, dass wir es schon schaffen werden, dafür genügend Spender und Spenden in Deutschland zu finden. Schließlich lebt das Projekt vor Ort ja vom Engagement dieser Lehrer, denen es, wie ich glaubhaft erleben durfte, nicht nur um ihren eigene Lebensunterhalt geht, sondern die die Not der Kinder sehen und ihnen wirklich helfen wollen.“
„2. Schreibmaschinenunterricht ist in den Schulen Guatemalas Pflicht, wenn man irgendwie wei- terkommen will. Im Moment gibt es keinen Lehrer mit Diplom. Es bietet sich die Lösung an, dass eine Lehrkraft, die Englisch und Computernutzung unterrichtet, diesen Unterricht übernimmt – und dies nur zu einem monatlichen Mehrpreis von ca. 70 €.“
„3. Ein großes Glück ist es, dass die meisten an der Grundschule angestellten Lehrer stundenweise auch den Unterricht in der Basico-Stufe geben. So müssen wir nicht neue Lehrer suchen, was mit erheblich höheren Kosten verbunden wäre.“
„4. Die Wasserproblematik ist z. Z. relativ entspannt und stellt sich besser dar als in den letzten beiden Jahren: an 3 – 4 Tagen in der Woche gibt es genügend Wasser. Im ca. 20 km entfernten Quellbereich, den wir besucht und inspiziert haben, scheint alles in Ordnung zu sein. Es ist im Augenblick nicht zu klären, woran es liegt, dass das Wasser nicht regelmäßig fließt.“
„5. Schließlich war eine fünfköpfige Kommission (so etwas wie ein Gemeinderat) da, um sich über die Schule zu informieren. Ich denke schon, dass ich ihnen trotz meiner geringen spanischen Sprachkenntnisse deutlich machen konnte, wie engagiert die Lehrer hier sind und wie diese Schule ja fast ausschließlich von den Geldern aus Deutschland lebt. Sichtlich zufrieden haben sie sich bedankt und wortreich ihre Anerkennung zum Ausdruck bebracht. Und ich selber?“
„Gerne wäre ich länger geblieben, um einfach noch mehr zu erfahren. Ich werde bestimmt wieder hinfahren Aber diese ersten Eindrücke sind für mich ganz wichtig, zeigen sie mir doch, was unsere Spenden hier in Deutschland (bei denen übrigens nur ca. 5 – 7 % für Verwaltungsaufwand gebraucht werden) dort in Guatemala bewirken.“