Ein Reisebericht von Annette Hüttmeyer

Schülerinnen und Schüler in Chocruz

Anfang Februar 2023 hatten mein Mann und ich die Gelegenheit, das Schulprojekt „Zukunft für Kinder – Aldea Laura“ persönlich vor Ort kennenzulernen.

Neugierig und auch etwas aufgeregt, mit Vorfreude und einigen kleinen Geschenken im Gepäck, machen wir uns auf die weite Reise nach Guatemala in Mittelamerika.

Nach der Ankunft am Flughafen in Ciudad de Guatemala, der modernen Hauptstadt, halten wir uns noch einen Tag in Antigua, der schönen, durch ihre Kolonialzeit geprägten alten Hauptstadt auf, um dann mit Shuttle und persönlichem Abholdienst des Schuldirektors Juan Pelicó Xiloj nach Momostenango/Chocruz zu fahren.

Eine Woche lang dürfen wir den Schulalltag der Kinder erleben und am Unterricht der verschiedenen Jahrgangsstufen teilnehmen.

Wir dürfen stolz darauf sein, dass durch die regelmäßigen Spenden die Schüler unserer Schule täglich ein Frühstück mit Getränk, Brot oder auch Cornflakes mit Milch erhalten, sowie mittags einen Teller mit einem warmen Essen. Zweimal wöchentlich ist Obsttag, da gibt’s noch einen zusätzlichen Snack am Vormittag, z.B. gebratene Bananen.

Die Küche, in der dies alles entsteht ist einfach und funktional. Zwei Köchinnen, Maria und Iliana, bereiten hier die Mahlzeiten zu. Das Wasser hierfür kommt noch nicht aus einem Wasserhahn, sondern muss aus dem Hof hereingetragen werden. Das Wasser wird als Trinkwasser nur abgekocht verwendet.

An der Schule gibt es zurzeit nur einen einzigen Wasseranschluss für Küche und Toiletten. Das Wasser wird mit einer Pumpe aus dem neuen eigenen Brunnen (20m tief) gefördert, der 2021 gegraben wurde und 300 m vom Schulhaus entfernt liegt. Ganz neu ist eine Waschbeckenanlage im Außenbereich der Schule, neben den „Öko-Toiletten“ für Lehrer und Schüler (drei Plumpsklos).

Zurzeit besuchen etwa 280 Kinder unsere Schule. Es gibt eine Vorschulklasse (Pre-Primaria) mit 5 bis 6-jährigen Kindern und dann 6 Klassenstufen für den Grundschulunterricht (Primaria). Danach folgt die Mittelstufe (Basico), die Klassen 7-9.

Nach der Grundschule hören etliche Kinder mit dem Unterricht auf, weil sie zu Hause mithelfen oder für einen geringen Lohn zum Familienunterhalt beitragen müssen. Eine gute Berufsausbildung ist dann nicht möglich.

Im Schulgebäude befinden sich neben den Klassenzimmern eine Bibliothek, ein Raum für IT-Unterricht und ein Musikraum.

Ein schöner, heller Mehrzweckraum lädt zum Frühstück und Mittagessen ein. Gegessen wird am Boden. Wir waren beeindruckt vom schönen, hellen Schulgebäude, den freundlich gestalteten Klassenräumen.

Auf dem Außengelände der Schule gibt es einen großen Sportplatz, der im letzten Jahr durch die Eltern – und mit Hilfe unseren Spenden – renoviert wurde. Der Sportplatz wird eifrig genutzt, für den Sportunterricht, in den Pausen und auch für Feste aller Art.

Die Kinder freuen sich über unseren Besuch aus Deutschland. Viele, besonders die Kleinen nehmen unbeschwert Kontakt zu uns auf, trotz unserer schwachen Spanischkenntnisse. Kommunikation gelingt auch mit Händen und Füßen. Unsere Namen sind schnell gelernt und wir werden mehrmals täglich gegrüßt: „Buenas dias“ und verabschiedet: „Adios“.

Nicht nur wir werden bestaunt (riesengroß, blond) und immer wieder betrachtet. Auch ich freue mich über diese wachen, hübschen, lachenden Kindergesichter mit den dunkelbraunen Augen.

Am Mittwoch fällt mir auf, dass die Kinder sehr festlich gekleidet sind. Die Mädchen haben geflochtene Haare mit bunten Bändern und schöne, gewebte Röcke an, die Jungs tragen weiße Hosen und Hemden.

Heimlich wurde ein Überraschungsfest für die Gäste aus Deutschland organisiert und wir werden auf den Sportplatz gebeten, wo alle Kinder schon auf ihren Stühlen sitzen. Es werden Lieder gesungen und Tänze aufgeführt. Es ist ein so farbenfrohes Bild mit den schönen traditionellen Gewändern.

Der Schuldirektor begrüßt uns und mit einer Gedenkminute erinnert er an Eberhard Nusch. Man spürt in der Schule noch sehr die Dankbarkeit und Verbundenheit zu dem im Januar verstorbenen Eberhard Nusch. Im Eingangsbereich der Schule steht noch ein Tisch mit Kerze, Bild und Blumen zum Gedenken. Über viele Jahre konnte in Chocruz viel Gutes entstehen. Wir möchten diese gute Zusammenarbeit gerne fortsetzen.

Unsere Geschenke, ein großes Schwungtuch, kommen gut an. Mit großer Freude wird der Ball auf dem Tuch in die Höhe geworfen. Es gibt viel zu lachen.

Von einer großzügigen Einzelspende für den Schulsport wurden neue Fußbälle und Gymnastikreifen gekauft. Es werden noch Turnmatten bestellt, die von einem lokalen Handwerker hergestellt werden. Wo es möglich ist, sollen bei Anschaffungen kleine regionale Unternehmen berücksichtigt werden.

Für den Musikunterricht haben wir Blockflöten und ein paar Lieder mitgebracht. Die Flöten werden gleich ausprobiert. Der Musiklehrer begleitet unser mitgebrachtes Lied „Bruder Jakob“ mit seiner Gitarre und wir haben es auf Spanisch, Englisch und Deutsch gesungen.

Am Nachmittag ist viel Zeit, um wichtige anstehende Fragen mit dem Schulleiter zu klären. Es geht auch um die geplante bauliche Erweiterung der Schule, das 3. Stockwerk. Sie ist dringend erforderlich, um ausreichend Klassenzimmer für alle Schulklassen zu haben. In der Planung wurde das dritte Stockwerk bereits in der Statik berücksichtig und das Treppenhaus ist auch vorbereitet.

Jetzt fragen sich vielleicht einige von Ihnen wie wir miteinander kommunizieren können? Unsere Spanischkenntnisse sind doch noch recht begrenzt. Es ist ein ganz besonderes Glück, dass wir für die ganze Woche Yannic Wexenberger als Übersetzer zur Seite haben, einen jungen deutschen Soziologen, der unser Projekt seit vielen Jahren kennt und mit dem Verein „Yalla-Yalla-Kultur-Hilft e.V.“ aus Kempten in der Region Momostenango Familien unterstützt. Mit seiner Hilfe können wir auch Gespräche mit Lehrern, Schülern und Eltern führen.

Die Woche ist sehr schnell vorüber, die Kinder sind uns in so kurzer Zeit ans Herz gewachsen und der Abschied fällt uns schwer.

Wen von ihnen werden wir vielleicht bei unserem nächsten Besuch wiedersehen? Wie wird ihr weiterer Lebensweg verlaufen?

Ohne die großzügige Unterstützung der Paten und Freunde von Aldea Laura wäre unser wundervolles Schulprojekt nicht denkbar.

Annette Hüttmeyer